Rund 20.200 MINISTRANTINNEN UND MINISTRANTEN sind im Dienst am Altar und bei umfangreichen Freizeitangeboten aktiv. In nahezu jeder Pfarrei gibt es Kinder und Jugendliche, die ministrieren.
Im Zeitraum von März bis Juni 2020 erhielten 735 Pfarreien im Erzbistum München und Freising einem Online-Fragebogen zur Ministrantenarbeit. Die Rücklaufquote von 88% zeigt, dass es eine große Unterstützung für diese Erhebung gab.
Download: Flyer Ergebnisse der Befragung
Die Befragung berücksichtigt die Situation VOR der Corona-Pandemie und kann die Auswirkungen der Einschränkungen in der kirchlichen Jugendarbeit nicht bewerten. Der „Neustart“ von Präsenzangeboten nach der Pandemie wird auch die Ministrantenarbeit vor Herausforderungen stellen.
Markus Lentner, Referent für Ministrantenarbeit und religiöse Bildung
Andrea Glodek, Grundsatzreferentin
Im Vergleich zu den bisherigen Erhebungen zeigt sich ein Rückgang an neuen Ministranten unter 12 Jahren.
Der diözesanweite Rückgang bei Taufen und Erstkommunionen zeigt sich somit nun auch bei der Anzahl der Kinder im Ministrantendienst. Immer mehr Kinder wachsen ohne Bezug zum katholischen Glauben oder Gemeindeleben auf.
Mehr Gruppenleiter/innen engagieren sich für die Ministrantenarbeit (2015: 2.463). Bei den Gruppenleitungen unter 16 Jahren ist ein leichter Rückgang zu beobachten.
Der Großteil der Leitenden ist zwischen 16 und 27 Jahre alt. Offensichtlich führt gelungene Verantwortung zu einemlängeren Engagement. Für ältere Ministrant/innen könnte ein strukturierter Zusammenschluss in der Jugendverbandsarbeit ein Betätigungsfeld über die Pfarrei (-Grenzen) hinaus ermöglichen.
Rund 6 % weniger pastorale Mitarbeitende sind seit der Umfrage 2015 in der Ministrantenarbeit aktiv (2015: 54,5 %). Der personelle „Verlust“ führt zu einer Ausweitung der ehrenamtlichen Betreuung.
Der Qualifizierung von Ehrenamtlichen (z.B. ehrenamtliche geistliche Begleitung, Schulungen nach JugendleiterCard-Standard) sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Um 3 % nimmt die Betreuung der Ministrierenden durch ehrenamtlich tätige Erwachsene zu. Fortbildungsangebote für Erwachsene (z.B. Eltern) in
Inhalten und Methoden der Jugendarbeit könnten hier eine Lücke schließen.
Deutlich mehr Angebote als in der Umfrage 2015 wurden in den Pfarreien gemacht (2015: 1.081). Insbesondere ist ein Trend hin zu eintägigen Ausflügen und Aktionen zu beobachten.
Die Zeit, die Jugendliche in Schule und Hochschule verbringen, reduziert vermutlich den Freiraum während der Woche und verlagert gemeinsame Aktivitäten in Richtung Wochenende.
Insgesamt 907 Gruppen wurden aus 646 Pfarreien gemeldet. Mehr als die Hälfte der Treffen findet monatlich statt. Die Anzahl der Gruppen, die sich wöchentlich treffen, hat abgenommen.
Die Auswertung zeigt eine Strukturveränderung: Ministranten-Gruppenstunden sind nicht mehr überwiegend wöchentliche Kleingruppen-Treffen.
Rund 16.000 Kinder und Jugendliche beteiligten sich 2020 an der Sternsingeraktion. Lediglich 18 Pfarreien meldeten keine Sternsinger.
Die Sternsingeraktion ist damit die größte regelmäßige Kinder- und Jugendveranstaltung in der Erzdiözese, an der Beteiligung aktiv möglich ist.
Die wöchentliche Gruppenstunde ist in vielen Pfarreien nicht mehr die Regel. Die Struktur von Gruppenarbeit hat sich verändert. Bewährte
Gruppenprozesse und Gruppenstunden-Modelle lassen sich nicht einfach auf monatliche Treffen übertragen.
Es braucht vermehrt Ideen und Methoden für altersgemischte Aktionen, die weiterhin einen tragfähigen Zusammenhalt unter Ministranten/innen schaffen. Das sollte Auswirkungen auf die Ausbildung von Gruppenleiter/innen haben.
Immer weniger Kinder werden katholisch getauft oder kommen mit dem christlichen Glauben in Berührung. Eine Sozialisation im christlichen Glauben und eine Verwurzelung von Kindern im Gemeindeleben sind jedoch förderlich für die Aufnahme des Ministrantendienstes.
Überspitzt formuliert: Die Gewinnung neuer Ministrant/innen beginnt bereits vor der Taufe.
Eine gelebte Kinderpastoral legt einen Grundstein für die Beheimatung von Familien und Kindern in der Pfarrei.
Der Übergang von der Teilnahme an Kindergottesdiensten und Erstkommunion zum Ministrantendienst erfordert einen neuen Fokus und eine vernetzte Herangehensweise.
Kinder wachsen in einer pluralen und multioptionalen Gesellschaft auf. Die Entscheidung für den Ministrantendienst ist nur eine Option unter vielen und steht nicht zwingend in Verbindung mit dem eigenen Glauben.
Gelebte Gemeinschaft, ansprechende Ästhetik und inhaltliche Qualität sind Kriterien für das Alleinstellungsmerkmal, an dem die Attraktivität des Ministrantendienstes gemessen wird.
Angebote der kirchlichen Jugendarbeit stehen in Konkurrenz zu anderen Anbietern und auch kommerziellen Freizeitbeschäftigungen (z.B. Fußballverein, Kletteranlagen, Computerspiele).
Die Passgenauigkeit zur eigenen Lebenswelt ist für Kinder und Jugendliche entscheidender als die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche. Wichtige Faktoren: Uhrzeit, Freundschaften, Inhalt, etc. Die Frage nach Gott ist nur eine von vielen.
Großveranstaltungen für Ministrant/innen schaffen eine hohe Attraktivität und Gemeinschaft über den Dienst am Altar hinaus. Kleinere Gruppen erleben bei Events, dass sie Teil einer größeren Gemeinschaft sind.
Die Ministrantenwallfahrt nach Rom als größte Veranstaltung der Erzdiözese für Ministrant/innen schafft eindrucksvolle, bewegende und glaubensstärkende Momente, was sich in den vielfachen offenen Nennungen der Befragung widerspiegelte.